Im Jahr 2004 hatte ein junger Kalifornier Namens Mark Zuckerberg eine Idee. Er programmierte eine Internetseite, auf der man ein Profil von sich selbst erstellen kann und sich mit Freunden unterhalten kann. Zu diesem Zeitpunkt gab es so etwas ähnliches schon, doch er lies sich davon nicht beirren. Er veröffentlichte seine Seite an seinem Campus und schon bald war es Gesprächsthema Nummer Eins. Es folgte eine Ausbreitung an weitere Universitäten in den USA, wonach die Seite “The Facebook” recht schnell in das ganze Land überschwappte. Heute, zehn Jahre später, nutzen über eine Milliarde Menschen das soziale Netzwerk.
Der Untergang von StudiVZ
Was hat dazu beigetragen, dass Facebook Anfang/Mitte 2010 einen so starken Zuwachs in Deutschland erreichte und StudiVZ aus dem Markt verdrängte? Es war die Mechanik und die intuitive, einfache Bedienung. Facebook ermöglichte, mit einem Klick seine Zustimmung zu einem Video, Foto oder Kommentar zu geben: Der “Gefällt mir”-Button war neu und gut. Gleichzeitig konnte man echte Dialoge führen, die schnell erfassbar und übersichtlich dargestellt waren. Zuckerberg befriedigte damit den voyeuristischen Grundtrieb der Menschen und gab Ihnen eine Bühne der perfekten Selbstinszenierung. Man konnte andere Unterhaltungen anonym mitlesen, lauschen und mit diskutieren. Eine solche Mechanik hatte StudiVZ zu diesem Zeitpunkt verschlafen. StudiVZ hatte zwar Deutschlands Nutzer fest im Griff und war das größte Netzwerk, doch ab Herbst 2010 kam die massive Abwanderung zu Facebook. Der Westen und Südwesten der Republik war fest in der Hand von Wer-kennt-Wen.de (WKW). Ich erinnere mich, als ich mich Ende 2010 nach langer Abstinenz wieder in WKW anmeldete und erschrak: Von einst 200 Freunden hatte ich plötzlich nur noch knapp 60. Das war eine Schrumpfung um 70%.
Was Facebook verändert hat
Facebook hat die Geschwindigkeit der Kommunikation gravierend erhöht. Jeder Facebook Nutzer ist im Schnitt mit 130 Freunden vernetzt. Innerhalb weniger Sekunden hat man viele Menschen mit einer Nachricht, einem Foto oder Video erreicht. Früher was das tage- oder wochenlange Arbeit mittels Telefon oder Postbrief. Doch eigentlich hat sich nur ein Teil der zwischenmenschlichen Kommunikation in ein neues Medium verlagert und die Kommunikation transparenter gemacht. Der Dialog auf Facebook ist vom Grunde her wie im “echten” Leben: Ich unterhalte mich mit meinen Freunden. Der Unterschied: Alle Freunde und die Presse lesen mit. Meine Selbstdarstellung muss authentisch sein, sonst “entfolgen” (verlassen) mich meine Freunde wie im realen Leben.
Bin ich nicht in Facebook oder verlasse Facebook, kann ich nicht mitreden und habe ein Informationsdefizit, weil Informationen teilweise nur noch in Facebook kommuniziert werden und nicht mehr in der Offline-Welt. Das grenzt in Zukunft immer mehr aus.
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